Nachdem ich gerade meine letzte Hausarbeit für den Kurs „Psychische Gesundheit“ in meinem Psychologiestudium abgegeben habe, beschäftigten mich psychisches Wohlbefinden und Achtsamkeit in letzter Zeit sehr. Ein Großteil des Kurses befasste sich mit psychiatrischen Störungen, doch die letzten beiden Kapitel widmeten sich der Positiven Psychologie und Achtsamkeit, insbesondere im Kontext von Teams und Organisationen, die selbst im traditionell störungsorientierten Bereich der wissenschaftlichen psychologischen Forschung zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Das gilt auch für meine Kund*innen, insbesondere Führungskräfte.
In meinem letzten Artikel berichtete ich von meinen Erfahrungen mit einer kurzen Mediationssitzung mit Führungskräften eines mittelständischen Online-Unternehmens in Hamburg und wie positiv sie die Meditationsübungen aufnahmen.
Während viele meiner Kolleg*innen in Führungspositionen vor einigen Jahren noch davon ausgingen, dass Wohlbefinden durch härtere Arbeit oder, wenn sie es schafften, das Büro zu verlassen, durch einen direkten Gang zur Bar erreicht werden könne, ist das Bewusstsein für die Bedeutung einer ausgewogenen Zeit für Erholung und Energieabbau für Führungskräfte und Teams seitdem exponentiell gewachsen.
Während Wettbewerbe darum, wer länger durchhält, die Norm zu sein schienen, bedeuten mehr Stunden im Büro nicht unbedingt mehr effektive Arbeitszeit, und dies scheint selbst in den traditionell hierarchisch geprägten Organisationen angekommen zu sein.
In Zeiten digitaler Impulse, die 24/7 auf uns einprasseln – sofern Sie sich diesen aussetzen – ist die Fähigkeit einer Führungskraft, ihre Zeit und Energie durch Achtsamkeitsübungen auszubalancieren und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich Mehrwert für ihr Team und ihr Unternehmen bringt, wichtiger denn je.
Vorbildfunktion ist hier entscheidend.
Wenn Ihre Teams sehen, dass Sie sich mehr als voll ins Zeug legen und andere dafür belohnen, werden sie eher dazu bereit sein, ihre bisherigen Bemühungen in Sachen Achtsamkeit und mentales Wohlbefinden zurückzustellen. Viele in Ihrem Unternehmen geraten dadurch an ihre Grenzen und können ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen.
Sie fragen sich vielleicht, warum Sie als Führungskraft und im Team Achtsamkeit praktizieren sollten? Weil es funktioniert.
Insbesondere Meditation verändert wissenschaftlich erwiesen die Hirnareale, die mit Gedächtnis, Selbstwertgefühl, Empathie und Stress assoziiert werden.
Dies zeigt eine Studie von B. Hölzel von der Universität Gießen und S. Lazar von der Harvard University. Die Studienteilnehmer*innen berichteten von einer Stressreduktion und bestätigten dies. Zindel et al. (2013) zeigten zudem, dass Meditation bei der Rückfallprävention bei Depressionen genauso wirksam ist wie Antidepressiva. Letzteres mag zwar eher für Psychologen interessant sein, zeigt aber die Stärke der Achtsamkeitspraxis. Und wer möchte nicht gerne mit einem gestärkten Selbstwertgefühl, mehr Empathie und verbesserter Stressresistenz arbeiten?
Wie können Achtsamkeit und mentales Wohlbefinden Ihnen als Führungskraft helfen? Erstens für Ihr eigenes Wohlbefinden. Ein bekanntes und oft zitiertes Sprichwort lautet:
„Wer sich selbst nicht führen kann, kann auch andere nicht führen.“
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das absolut stimmt. Wenn Sie als Führungskraft nicht achtsam mit Ihren Bedürfnissen und Ihrem Fokus umgehen, können Sie sich nicht auf die Bedürfnisse Ihrer Teams konzentrieren. Jeder hat seine Grenzen, und Ihre Teams profitieren nicht von Ihrem Input, Ihrer Anleitung, Unterstützung oder Führung, wenn Ihre Energiereserven erschöpft sind. Zweitens für Ihr Wohlbefinden und das Ihres Teams. Üben Sie Achtsamkeit gemeinsam mit Ihrem Team. Das bedeutet nicht, dass Sie mit ihnen meditieren müssen, aber wenn Sie möchten, nur zu! Wenn Sie und Ihr Team dies nicht tun, gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Schaffen Sie Gelegenheiten, über geistiges Wohlbefinden und Achtsamkeit zu sprechen, zeigen Sie Optionen auf, diese Praxis weiter zu verfolgen.
Achten Sie genau auf die verräterischen Anzeichen dafür, dass gut intendiertes Streben Ihres Teams nicht außerhalb der erreichbaren Grenzen liegt und die Kapazitäten des Teams erweitert, aber nicht überfordert.
Wie ich mit meinen Teilnehmer*innen n im Führungstraining zur Stärkung selbstorganisierter Teams besprochen habe: Es beginnt bei Ihnen. Ihr Team kann Ihnen die Initiative abnehmen, wenn es erkennt, dass Sie dahinterstehen. So können sie selbstorganisierter werden und davon überzeugt sein, dass Selbstorganisation allen gut tut. Und Sie können Einwänden ausgeglichener begegnen. Das fällt Ihnen viel leichter, wenn Sie in Bestform sind.
Genau das können Achtsamkeitsübungen und die Arbeit an Ihrem mentalen Wohlbefinden leisten.
Wer mehr über Meditation erfahren möchte und wie sie Führungskräften helfen kann und auch in einem Raum voller Anzugträger*innen funktioniert, findet meinen letzten Artikel dazu.
Dies erreichen Sie im individuellen Führungscoaching für sich und Ihr Unternehmen oder im Achtsamkeitstraining für Ihr Unternehmen und nehmen Ihre Teams mit auf die Reise, hier in Hamburg, bei Ihnen vor Ort oder digital rund um die Welt. Wenn Sie Fragen haben, kontaktieren Sie mich!
References:
Hölzel, B. K., Camody, J., Vangel, M., Congleton, C., Yerramsetti, S. M., Gard, T., Lazar, S. W. (2011). Mindfulness practice leads to increases in regional brain gray matter density. Psychiatry Research: Neuroimaging, 191 (1), 36-43.
Zindel, V., Segal, J., Williams, M. G., & Teasdale, J. D. (2013). Mindfulness-based cognitive therapy for depression. Second Edition. New York: Guildford Press.